TMS bietet neue Möglichkeiten für die Behandlung von chronischen neuropathischen Schmerzen
Es gibt es einen nicht unerheblichen Anteil von Patienten, bei denen die üblichen Therapieformen keine oder keine ausreichende Besserung bewirken
Die übliche Behandlung von chronischen Schmerzen
Chronische neuropathische Schmerzen entstehen durch eine Schädigung oder Fehlfunktion des Nervensystems. Sie äußern sich oft als anhaltendes Brennen, Stechen oder Kribbeln und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Da neuropathische Schmerzen häufig schwer behandelbar sind, erfordert die Therapie oft einen multimodalen Ansatz. Zunächst werden in der Regel medikamentöse Therapien eingesetzt. Dazu gehören
Antidepressiva
(wie Amitriptylin oder Duloxetin) und Antiepileptika (wie Gabapentin oder Pregabalin), die nachweislich schmerzlindernde Effekte auf Nervenschmerzen haben. Opioide werden nur in Ausnahmefällen empfohlen, da ihre Wirksamkeit begrenzt und das Risiko für Nebenwirkungen hoch ist.
Ergänzend zu Medikamenten spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine zentrale Rolle. Dazu gehören Physiotherapie, gezieltes Bewegungstraining sowie Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung oder Meditation. In vielen Fällen kann auch eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein, insbesondere durch kognitive Verhaltenstherapie, um den Umgang mit chronischen Schmerzen zu verbessern.
Warum TMS bei chronischen Schmerzen?
Chronische neuropathische Schmerzen sind oft schwer behandelbar und sprechen nicht immer ausreichend auf klassische Schmerzmittel an. Daher sind alternative, nicht-medikamentöse Therapieansätze von großer Bedeutung.
Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) bietet eine vielversprechende Möglichkeit, die Schmerzverarbeitung im Gehirn gezielt zu beeinflussen. Durch die Stimulation bestimmter Hirnareale, insbesondere des primären motorischen Kortex, kann TMS dazu beitragen, die Schmerzempfindung langfristig zu reduzieren.
Was ist TMS?
Die transkranielle Magnetstimulation ist ein schonendes Verfahren (nicht invasiv, narkosefrei, schmerzarm). Dabei wird mithilfe einer Spule ein pulsierendes Magnetfeld erzeugt, das im darunter liegenden Hirngewebe elektrische Ströme bis zu einer Tiefe von drei Zentimetern induziert. Diese Ströme stimulieren die Nervenzellen am Stimulationsort und so auch die mit ihnen verbundenen neuronalen Netzwerke, wodurch deren Aktivität langfristig beeinflusst werden kann. Dies geschieht durch die natürliche Fähigkeit des Gehirns, sich in Struktur und Funktion an seine Nutzung anzupassen (neuronale Plastizität).
Eine TMS-Therapie wird durch verschiedene Stimulationsparameter und den gewählten Stimulationsort festgelegt. Diese sogenannten Stimulationsprotokolle basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und werden in klinischen Studien entwickelt.
Wirksamkeit von TMS bei chronischen Schmerzen
Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) hat sich in den letzten Jahren als wirksame und gut verträgliche Methode zur Behandlung chronischer neuropathischer Schmerzen etabliert. Besonders die hochfrequente Stimulation des primären motorischen Kortex (M1) hat in zahlreichen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt.
Zahlreiche randomisierte, placebokontrollierte Studien zeigen, dass rTMS die Schmerzintensität nachhaltig reduzieren kann – in vielen Fällen bis zu mehreren Monaten nach Abschluss der Behandlung. Mit erhaltenden TMS-Behandlungen kann die Schmerzlinderung auch länger beibehalten werden. Die Wirkung wird durch eine Modulation der Schmerzverarbeitung im Gehirn erklärt: Durch die Aktivierung hemmender Schaltkreise kann die Überempfindlichkeit des Nervensystems (zentrale Sensibilisierung) verringert werden, die oft mit neuropathischen Schmerzen einhergeht.
Obwohl rTMS nicht bei allen Patient:innen gleich gut wirkt, sprechen 40–50 % der Betroffenen positiv auf die Behandlung an. Zudem ist die Therapie nicht-invasiv, gut verträglich und mit wenigen Nebenwirkungen verbunden. Aufgrund der wachsenden wissenschaftlichen Evidenz gewinnt rTMS als ergänzende Therapieoption in der Schmerzmedizin zunehmend an Bedeutung.
An dieser Stelle muss man betonen, dass die Ergebnisse klinischer Studien zwar sehr ermutigend, aber statistischer Natur sind. Das heißt, sie stellen Durchschnittswerte für die behandelte Gruppe dar. Für den Einzelnen in der behandelten Gruppe kann der Effekt größer oder kleiner sein, und für die Patienten, die wir behandeln, umso mehr, da sie in der Regel nicht die strengen Kriterien der Studienteilnehmer erfüllen und, zum Beispiel, komplexe Begleiterkrankungen haben. Informationen zu unserem Ansatz zur Vermeidung von Non-Response finden Sie hier.
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Als eine der wenigen neurologischen Praxen in Deutschland bieten wir Neurostimulation mit rTMS, tDCS, TPS und nNVS an. Wir verfügen über umfangreiche Erfahrung in der erfolgreichen Behandlung komplexer Krankheitsbilder mit personalisierten Therapiekonzepten.
Dank neuester beschleunigter Stimulationsprotokolle können auch Patienten aus entfernten Standorten mehrere TMS-Anwendungen an einem halben Tag erhalten.