tDCS


Transkranielle

Gleichstromstimulation tDCS

Elektrotherapie bei diversen neurologischen bzw. psychiatrischen Erkrankungen


tDCS auf einem Blick

Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist eine nichtinvasive Therapieform, die auf einem elektrischen Verfahren basiert und meist ergänzend zur Behandlung verschiedener neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen eingesetzt wird. Je nach Erkrankung und Indikation kann die Kombination einer konventionellen Therapie mit tDCS die Behandlungsergebnisse verstärken.


Es gibt zahlreiche klinische Studien und Metaanalysen, die die positive Wirkung der transkraniellen Gleichstromstimulation bei verschiedenen Erkrankungen belegen. So kann die Therapie beispielsweise eingesetzt werden bei Migräne, akustischen Halluzinationen bei Schizophrenie, chronischen Schmerzen (Fibromyalgie, neuropathischen Schmerzen und bei Multipler Sklerose), zur Schmerzreduktion und Verbesserung der Rehabilitation motorischer Störungen bei Schlaganfallfolgen sowie bei Morbus Parkinson, Aphasie, Zwangsstörungen und kognitiven Defiziten.

  • Ambulante Behandlung
  • Schmerzfreie, nichtinvasive und sichere Therapieform
  • Meist ergänzende nicht medikamentöse Therapie
  • Keine Rasur der Kopfhaut erforderlich


  • Eine Behandlungssitzung dauert 20 bis 30 Min.
  • Ein Therapiezyklus umfasst 5 bis 20 Behandlungssitzungen
  • Diese finden in 1 bis 4 Wochen statt
  • Erhaltungssitzungen nach Bedarf

Verfahren

Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist ein Verfahren zur Elektrostimulation des Gehirns. Dabei werden auf der Kopfhaut der Patientin oder des Patienten zwei Elektroden angebracht und eine schwache, konstante elektrische Spannung zugeführt. Etwa die Hälfte des nach dem Ohmschen Gesetz resultierenden Stroms fließt dabei transkraniell, also durch die Schädeldecke hindurch, bis zu einer Tiefe von etwa einem Zentimeter.


Bei der therapeutischen Anwendung der transkraniellen Gleichstromstimulation wird die elektrische Spannung zwischen den Elektroden (Anode und Kathode) so angepasst, dass der Strom sanft eine gewünschte Stärke erreicht, über 20 bis 30 Minuten konstant bleibt und anschließend wieder sanft auf null abgesenkt wird.


Protokolle

Je nach Krankheit und Indikation werden verschiedene Protokolle für die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) angewendet, die im Rahmen klinischer Studien erarbeitet wurden. Diese Protokolle definieren die Stärke, Richtung und Dauer des angewandten Stroms, die Lokalisation der Elektroden auf dem Kopf sowie die Anzahl und Häufigkeit der Behandlungssitzungen.


Ein Therapiezyklus umfasst in der Regel zwischen 5 und 20 Behandlungssitzungen, die innerhalb von 1 bis 4 Wochen durchgeführt werden. Je nach Protokoll dauert eine Sitzung zwischen 20 und 30 Minuten. 

Wirkungsweise

Je nach Spannungsstärke, Polarität, Elektrodenposition und Dauer der transkranielle Gleichstromstimulation kann der in der schädelnahen Großhirnrinde fließende Strom stimulierend oder hemmend wirken. Ab einer bestimmten Spannungsstärke zwischen den Elektroden wird ein ausreichender starker intrakranieller elektrischer Strom erzeugt, sodass die dadurch ausgelöste elektrische Potenzialänderung die kortikale Erregbarkeit und das Aktivitätsniveau der Neuronen zwischen den Elektroden verändert, d.h. moduliert.


Die Art und Weise, wie die Stimulation die Gehirnfunktion moduliert, besteht entweder darin, dass das Ruhemembranpotential der Nervenzellen depolarisiert oder hyperpolarisiert wird. Eine positive Stimulation (anodale tDCS) verursacht eine Depolarisation des Ruhemembranpotentials, was die neuronale Erregbarkeit erhöht. Eine negative Stimulation (kathodische tDCS) hingegen verursacht eine Hyperpolarisation des Ruhemembranpotentials, was die neuronale Erregbarkeit verringert.


Nach Beendigung der transkraniellen Gleichstromstimulation kann eine dauerhafte Modulation der kortikalen Erregbarkeit und somit des Aktivitätsniveaus der Neuronen erzielt werden. Die Dauer dieser Veränderung hängt von der intrakraniellen Stromstärke, der Stimulationsdauer und der Anzahl der Behandlungssitzungen ab.


Wirksamkeit

Die Wirksamkeit von Therapien mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS) variiert je nach Erkrankung, Indikation und angewendetem Protokoll. Obwohl tDCS seit Ende der 1990er Jahre als Therapieform eingesetzt wird, ist es noch eine aufkommende Technologie, für die weitere Forschung erforderlich ist, um ihr therapeutisches Potenzial vollständig zu verstehen und zu beherrschen. Insgesamt deuten die bisherigen Ergebnisse jedoch darauf hin, dass die transkranielle Gleichstromstimulation eine echte Alternative oder Ergänzung zu konventionellen Therapien für einige neurologische und psychiatrische Erkrankungen darstellt.


Klinische Studien und Metaanalysen haben gezeigt, dass tDCS bei der Behandlung von Migränen (Schmerzreduktion), Schizophrenie (Reduktion der akustischen Halluzinationen), Morbus Parkinson (Verbesserung der kognitiven Funktion), Epilepsie (Abnahme der Anfälle) und Angststörungen (Verbesserung der Symptomatik) wahrscheinlich wirksam ist (Evidenzstufe B). Auch bei der Reduktion chronischer Schmerzen (Fibromyalgie, neuropathischen Schmerzen und bei Multipler Sklerose) sowie bei Schlaganfallfolgen (Schmerzreduktion und Verbesserung der Rehabilitation motorischer Störungen) ist tDCS wahrscheinlich wirksam (Evidenzstufe B), speziell in Kombination mit konventionellen Therapieformen wie Physiotherapie.


Trotz hoher Evidenzniveaus bei den genannten Erkrankungen muss betont werden, dass Wirkungsstärke und Effektdauer der transkraniellen Gleichstromstimulation begrenzt sein können.


Im Falle von Aphasie (Verbesserung der Rehabilitation nach einem Schlaganfall und der Kognition bei Alzheimer und Frontotemporaler Demenz), Morbus Parkinson (Verbesserung der Motorfunktion) und Zwangsstörungen (Verbesserung der Symptomatik) zeigen die genannten Studien und Analysen, dass tDCS möglicherweise wirksam ist (Evidenzstufe C). Auch bei kognitiven Defiziten (Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Sprachverständnis) ist die tDCS möglicherweise wirksam (Evidenzstufe C), sowohl bei gesunden Menschen als auch bei Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen.


Behandlungsablauf

Fachärztliches Gespräch

Vor Beginn der eigentlichen Behandlung findet ein fachärztliches Gespräch mit der Patientin oder dem Patienten statt. Neurologische bzw. psychiatrische Erkrankungen sind komplex. Ursachen, Dauer und Schwere können sehr unterschiedlich sein. In diesem Gespräch werden Diagnosen überprüft, mögliche Kontraindikationen bewertet sowie Grenzen und Möglichkeiten der transkraniellen Gleichstromstimulation erörtert.


Bei diesem Gespräch bitten wir, alle relevanten Vorbefunde, einschließlich Laborbefunde und den aktuellen Medikamentenplan, mitzubringen. Dieses Gespräch kann bei Zusendung dieser Unterlagen auch virtuell erfolgen. Bei diesem Gespräch werden in der Regel neuropsychologische Tests zur Messung des Schweregrades der Erkrankung durchgeführt. Diese Tests werden während des Therapiezyklus in regelmäßigen Abständen wiederholt, um die Wirkung der Stimulation zu beurteilen und die Therapie ggf. anzupassen. Beispiele dieser Tests sind der Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQ) oder der Migraine Disability Assessment Scale (MIDAS).


Im Abschluss wird gemeinsam mit der Patientin oder dem Patienten ein individueller Behandlungsplan erstellt, bei dem tDCS  als Therapiebaustein innerhalb eines Gesamttherapiekonzepts integriert wird.


Erstmessungen

In der ersten Behandlungssitzung werden die Stellen bestimmt, an denen die Elektroden gemäß dem gewählten Protokoll zu platzieren sind. Hierbei wird zuerst eine Lochbandhaube auf dem Kopf der Patientin oder des Patienten angelegt. Anschließend wird der Kopf mit einem Maßband vermessen und die Ergebnisse auf der Haube markiert. Diese Markierungen gewährleisten eine konsistente Stimulation während des gesamten Therapiezyklus. Dieser Vorgang dauert etwa 30 Minuten.


Therapiesitzungen

In der Regel können die Medikamente, die bis zur Therapie eingenommen wurden, weiterhin verwendet werden, es sei denn, es wurde im Aufklärungsgespräch etwas anderes vereinbart. Vor jeder Behandlungssitzung sollte ausreichend gegessen und getrunken worden sein.


Während der Therapiesitzung sitzt die Patientin oder der Patient in einem Behandlungsstuhl. Bei der Befestigung der Elektroden auf dem Kopf mithilfe der zuvor markierten Lochbandhaube sollte die Person sich nicht bewegen. Die Stimulation beginnt mit einem sanften Anstieg des Stroms, bis die im Protokoll festgelegte Stärke erreicht ist. Diese Stärke bleibt dann über die im Protokoll vorgegebene Zeit konstant und wird anschließend allmählich auf null abgesenkt.


Die Patientin oder der Patient spüren dabei ein leichtes bis mittelschweres Kribbeln oder Ziehen an den Stellen, an denen die Elektroden platziert sind. Der Kopf bleibt während der Stimulation frei beweglich, die abgelaufene Zeit und Stromstärke auf kann auf einem LCD-Display verfolgt werden.


Nach Abschluss der Behandlungssitzung werden die Elektroden entfernt und nach einer kurzen Erholungsphase kann der Tagesablauf wie gewohnt fortgesetzt werden.


Kontrolle

Um die Wirksamkeit der transkraniellen Gleichstromstimulation zu beurteilen, werden in regelmäßigen Abständen die bei der ersten fachärztlichen Besprechung durchgeführten neuropsychologischen Tests wiederholt. Darüber hinaus werden eventuelle Nebenwirkungen und mögliche Veränderungen im Gesundheitszustand besprochen. Die Ergebnisse werden in der Patientenakte festgehalten und dienen als Grundlage für die Anpassung der Therapie bzw. die Planung und Durchführung weiterer medizinischer Maßnahmen.


Es ist auch wichtig, dass die behandelte Person während des Therapiezyklus jegliche Veränderungen der eigenen Symptome und Gesundheit an das medizinische Team meldet, um gegebenenfalls die Therapie anzupassen oder weitere medizinische Maßnahmen zu ergreifen.


Behandlungsdauer

Eine Behandlungssitzung mit Transkranieller Gleichstromstimulation dauert je nach Protokoll zwischen 10 und 30 Minuten. Insgesamt umfasst einen Therapiezyklus 15 bis 30 Behandlungssitzungen, die innerhalb von 1 bis 4 Wochen, in der Regel von Montag bis Freitag, stattfinden. Nach diesem Therapiezyklus kann eine Erhaltungsbehandlung nach Bedarf stattfinden.


Häufig gestellte Fragen

  • Welche Voraussetzungen müssen zur tDCS-Behandlung gegeben sein?

    Voraussetzung für die Behandlung mit der transkraniellen Gleichtromstimulation  (tDCS) ist die Diagnose der oben genannten Erkrankungen  durch einen/eine  Facharzt/in für Neurologie oder Psychiatrie.


    Sie können uns aber auch gerne bzgl. der Behandlung anderer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen kontaktieren (siehe Information unten).

  • Welche Patientenunterlagen müssen zur Verfügung gestellt werden?

    Bitte bringen Sie eine Mappe mit allen Vorbefunden (auch anderer Fachbereiche) einschließlich der Laborbefunde und dem Medikamentenplan in gedruckter Form mit oder senden Sie diese vorab als PDF per E-Mail. 

  • Treten Nebenwirkungen nach der tDCS-Behandlung auf?

    Auch nach einer großen Anzahl von Behandlungen sind bislang wenige Nebenwirkungen bekannt. Manche Patienten beklagen lediglich leichte Kopfschmerzen, Hautirritationen an der Stelle, an der die Elektroden platziert wurden, und ein leichtes Kribbeln oder Brennen während der Stimulation. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass tDCS noch immer ein relativ neues Verfahren ist und weitere Forschung notwendig ist, um das Risiko von Nebenwirkungen besser zu verstehen.

  • Wie erkennt man die Wirksamkeit von tDCS nach einem Therapiezyklus?

    Vor der tDCS-Behandlung werden verschiedene neuropsychologische Tests durchgeführt, z.B.  der Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQ) oder der Migraine Disability Assessment Scale (MIDAS), zur Messung des Schweregrades der entsprechenden Symptomatik. Diese Tests werden jede Woche während des Therapiezyklus wiederholt, u. a. um die Wirkung zu beurteilen.

  • Wie lange hält der Erfolg der tCDS-Therapie an?

    Die Dauer des Erfolgs einer tDCS-Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Art der Erkrankung und den eingesetzten Protokollen. Es ist wichtig zu beachten, dass die Ergebnisse von tDCS von Person zu Person unterschiedlich sein können und weitere Forschung notwendig ist, um die langfristigen Auswirkungen von tDCS auf verschiedene Erkrankungen besser zu verstehen. Darüber hinaus liegt es in der Natur der Erkrankungen, dass diese auch in Abhängigkeit von äußeren Faktoren wieder auftreten können, was man auch nach einer medikamentösen Therapie beobachtet. Daher kann es sinnvoll sein, die Wirkung durch gelegentliche Sitzungen rechtzeitig aufzufrischen.

  • Werden die Kosten einer tDCS-Therapie von der Krankenkasse übernommen?

    TDCS-Therapien  werden derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sie sind eine sogenannte individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) , deren Kosten von den Patientinen und Patienten  selbst getragen werden. Einige private Krankenversicherungen erstatten die tDCS Behandlungen.

  • Was sind die Ausschlusskriterien für eine tDCS-Behandlung?

    Kontraindikationen: schwangere Frauen und Menschen mit 

    • einem Defibrillator
    • einem Herzschrittmacher
    • einem Hirnstimulator (Vagus-Nerv-Stimulatoren, Deep-Brain-Stimulatoren)
    • metallischen Implantaten im Kopf oder in der Nähe des Gehirns
    • offenem Schädel oder Schädeltrepanation 

    Es müssen Vorsichtsmaßnahmen von Fall zu Fall getroffen werden bei Menschen unter 18 Jahren und bei Personen mit

    • Hörgeräten und Medikamentenpumpen
    • Epilepsie
    • Hirntumoren
    • großflächigen und bunten Tattoos auf dem Kopf
    • Hauterkrankungen oder Verletzungen, insbesondere solche, die mit Rötung, Schmerzen oder Schwellung einhergehen

Wenn Sie mehr Informationen benötigen, können Sie uns auch gerne per e-Mail (info@neurostimulation-mannheim.de) oder über unser Kontaktformular Ihre Fragen senden.

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