TMS bietet neue Möglichkeiten für die Behandlung von Fibromyalgie


Es gibt es einen nicht unerheblichen Anteil von Patienten, bei denen die üblichen Therapieformen keine oder keine ausreichende Besserung bewirken

Die übliche Behandlung von Fibromyalgie

Fibromyalgie (Fibromyalgiesyndrom, FMS) ist eine chronische Schmerzerkrankung, die sich durch Schmerzen in verschiedenen Körperregionen äußert. Hinzu kommen eine Reihe von Begleitsymptomen wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie eine höhere körperliche und geistige Erschöpfungungsneigung.

Fibromyalgie ist vorrangig eine Störung der Schmerzwahrnehmung und -verarbeitung, die vermutlich durch genetische Faktoren sowie körperliche oder psychische Belastungen begünstigt wird.

Da die Erkrankung meist ein Leben lang besteht, konzentriert sich die Behandlung darauf, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Empfohlen werden vor allem regelmäßige, eigenständig durchführbare Maßnahmen wie Ausdauer-, Funktions- oder Krafttraining sowie Yoga. In schweren Fällen kann eine zeitlich begrenzte medikamentöse Therapie mit bestimmten Antidepressiva oder Antiepileptika helfen, da sie schmerzlindernd und schmerzdistanzierend wirken.

In besonders ausgeprägten Fällen kommt eine multimodale Therapie zum Einsatz. Diese kombiniert Bewegungstraining mit Entspannungstechniken oder kognitiver Verhaltenstherapie, um eine umfassende Linderung der Beschwerden zu erreichen.

Warum TMS bei Fibromyalgie?

Da sich Fibromyalgie bei jedem Betroffenen unterschiedlich äußert, ist eine individuell angepasste Behandlung notwendig. Oft reicht eine einzelne Therapieform nicht aus, um eine spürbare Verbesserung zu erzielen. Stattdessen zeigt die Kombination verschiedener Behandlungsansätze häufig bessere Erfolge

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) eröffnet neue Möglichkeiten zur Behandlung sowohl der Hauptsymptome als auch der Begleiterscheinungen von FMS, darunter Schmerzen, Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen. Zudem kann sie zur allgemeinen Steigerung der Lebensqualität beitragen. Für die Behandlung von Depressionen wird TMS bereits in den medizinischen Leitlinien empfohlen. Auch für die weiteren Symptome gibt es eine wachsende Evidenzlage, die sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit von TMS belegt. Allerdings sollte TMS nicht als alleinige Therapie betrachtet werden, sondern ergänzend zu bewährten Behandlungsmethoden eingesetzt werden.

Was ist TMS?

Die transkranielle Magnetstimulation ist ein schonendes Verfahren (nicht invasiv, narkosefrei, schmerzarm). Dabei wird mithilfe einer Spule ein pulsierendes Magnetfeld erzeugt, das im darunter liegenden Hirngewebe elektrische Ströme bis zu einer Tiefe von drei Zentimetern induziert. Diese Ströme stimulieren die Nervenzellen am Stimulationsort und so auch die mit ihnen verbundenen neuronalen Netzwerke, wodurch deren Aktivität langfristig beeinflusst werden kann. Dies geschieht durch die natürliche Fähigkeit des Gehirns, sich in Struktur und Funktion an seine Nutzung anzupassen (neuronale Plastizität).



Eine TMS-Therapie wird durch verschiedene Stimulationsparameter und den gewählten Stimulationsort festgelegt. Diese sogenannten Stimulationsprotokolle basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und werden in klinischen Studien entwickelt.

Wirksamkeit von TMS bei chronischen Schmerzen

Da die Therapie bei FMS symptomatisch erfolgt, haben wir die Wirksamkeit nach den von uns behandelten Symptomen aufgeteilt

Chronische Schmerzen

Bei der Behandlung chronischer neuropathischer Schmerzen hat sich die hochfrequente rTMS-Stimulation des primären motorischen Kortex als wirksame Methode zur langfristigen Schmerzlinderung etabliert. Die wissenschaftliche Evidenz wächst stetig, und inzwischen liegen mehrere hochwertige, randomisierte, placebokontrollierte Studien vor, die sowohl die Wirksamkeit als auch das Potenzial für eine langfristige Behandlung mit TMS belegen.

In Frankreich ist die TMS-Therapie bei chronischen Schmerzen bereits als Third-Line-Treatment in die medizinischen Leitlinien aufgenommen und wird dort regelmäßig angewendet. In Deutschland basieren die aktuellen Leitlinien noch auf dem Stand von 2016, werden jedoch derzeit überarbeitet.

Der Großteil der Studien bezieht sich auf chronische neuropathische Schmerzen, doch auch für Fibromyalgie gibt es inzwischen mehrere placebokontrollierte Untersuchungen. Diese zeigen, dass TMS sowohl zur Schmerzlinderung als auch zur Verbesserung der Lebensqualität über einen längeren Zeitraum beitragen kann. In diesen Studien sprachen etwa 40–50 % der Patienten auf die Behandlung an


Depression und Angst

Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist eine wissenschaftlich anerkannte Behandlungsmethode für Depressionen und wird weltweit eingesetzt. In den USA wurde sie bereits 2008 von der FDA zugelassen, und in Deutschland wurde sie 2015 in die Leitlinien zur Behandlung therapieresistenter Depressionen aufgenommen.

In der weltweit größten randomisierten placebokontrollierten Studie an Patienten mit therapieresistenter Depression sprachen 49% der Patienten auf TMS an, und 32% erreichten eine vollständige Remission (Blumberger et al., 2018).
Depressionen und Angststörungen treten oft gemeinsam auf und beeinflussen sich gegenseitig. In den meisten Fällen verbessert sich bei einer erfolgreichen Behandlung nicht nur die Depression, sondern auch die Angstsymptomatik Bei ausgeprägten Angstsymptomen oder einer generalisierten Angststörung kann zusätzlich eine angepasste TMS-Therapie mit speziellen Stimulationsprotokollen sinnvoll sein.


Schlafstörungen (Insomnie)

Die TMS-Behandlung der Insomnie hat sich sowohl bei primärer Insomnie als auch im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen als wirksam erwiesen. In einer aktuellen Studie von 2024 wurde dies auch bei FMS-Patienten untersucht und eine klinisch relevante Verbesserung der Schlafqualität als auch allgemeiner Fibromyalgiesymptome bis zu drei Monate nach der Behandlung gezeigt.


An dieser Stelle muss man betonen, dass die Ergebnisse klinischer Studien zwar sehr ermutigend, aber statistischer Natur sind. Das heißt, sie stellen Durchschnittswerte für die behandelte Gruppe dar. Für den Einzelnen in der behandelten Gruppe kann der Effekt größer oder kleiner sein, und für die Patienten, die wir behandeln, umso mehr, da sie in der Regel nicht die strengen Kriterien der Studienteilnehmer erfüllen und, zum Beispiel, komplexe Begleiterkrankungen haben. Informationen zu unserem Ansatz zur Vermeidung von Non-Response finden Sie hier.


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Als eine der wenigen neurologischen Praxen in Deutschland bieten wir Neurostimulation mit rTMS, tDCS, TPS und nNVS an. Wir verfügen über umfangreiche Erfahrung in der erfolgreichen Behandlung komplexer Krankheitsbilder mit personalisierten Therapiekonzepten. 


Dank neuester beschleunigter Stimulationsprotokolle können auch Patienten aus entfernten Standorten mehrere TMS-Anwendungen an einem halben Tag erhalten.